Die Friedensbewegung ist gelähmt, die Zeitungen rätseln über den zögerlichen Scholz, die SPD bedeckt ihre Restzweifel, der Linken hört man nicht zu und die CDU geriert sich mit den Grünen als Werte- und Europa-Retter. Skrupellos laut getönt wird von Politikerinnen wie Strack-Panzer-Zimmermann – als sei man im Zoo: Leoparden, Marder, Pumas, Tiger. Keiner spricht davon, wie viele Menschen diese Tiere täglich fressen. Weit und breit niemand, der laut die Klein- und Großrisiken abwägt: Wieviel Unschuldige sind schon gestorben, wieviel Soldaten in den Krieg gezwungen worden, wer verdient mit den Toten, was soll werden, wenn das Fiasko vorbei ist?
Die beantwortete Schuldfrage (Russen sind militärische Täter) hilft nicht (Tote und lebende Ukrainer sind tägliche Opfer).
Jeden Monat werden die Waffen aggressiver, von der Verteidigung zur Angriffshaltung. Nach jeder eskalierenden Entscheidung folgen neue Forderungen. Jetzt also Kampfjets. Und danach? Nato-Bomber über Russland, biologische Waffen, taktische Atomraketen?
Nun mögen die Waffenlieferungen angesichts des russischen Angriffskriegs notwendig sein. Strategische Laien können das nicht beurteilen, wissen nicht, wie die angemessene Verteidigung eines Territoriums geschehen muss. Was wir auch nicht wissen: Wer treibt diesen Krieg so an, dass die Waffenindustrie vor Vergnügen quietscht.
Aber wir können die Toten und Traumatisierten zählen.
Offenbar lässt der Krieg vergessen und verzeihen: Nur verhalten wird über Korruption in der Ukraine berichtet. Selbst der Präsident ist früher der korrupten Beziehungen zu einem Oligarchen beschuldigt worden.
In diesem Land funktioniert, so liest man, wenig ohne Korruption. Die FAZ kommentiert am 24.1.: „Vor dem russischen Überfall war die Ukraine weit davon entfernt, ein idealer Staat zu sein. Oft sah es so aus, als trete das Land auf der Stelle im Kampf gegen die Herrschaft der Oligarchen und gegen Korruption.“ Und weiter schreibt der Kommentator: „Im Namen dieses Kampfes hatte vor acht Jahren in Kiew die ‚Revolution der Würde‘ stattgefunden. Das harte Ringen verschiedener Interessengruppen um Einfluss in den stattlichen Institutionen war mitunter so intransparent, dass Bock und Gärtner kaum unterschieden werden konnten.“ Ausdrücklich gelobt wird der Präsident für seine Aufklärungsbereitschaft. Ja, was denn sonst in einem Staat, der demokratisch werden will?
Verteidigung westlicher Werte in der Ukraine? Es geht nicht um Werte und Moral, sondern um Einflusssphären, Bündnisse, Begrenzungen, Märkte und Geostrategien. Es geht um die Anbindung an die „Wertegemeinschaft“ Nato bzw. deren Verhinderung.
Sagen wir es naiv: Menschen sterben für politische und wirtschaftliche Einflüsse.
Während der Bellizismus anschwillt, die Panzer-Männer und -frauen im Bundestag immer weitere Aufrüstungen verlangen, dröhnt das Schweigen. Wann lesen wir etwas über Verhandlungen? Wo werden Worte gegen Waffen gewogen? Wann werden mit dem gleichen Nachdruck Gespräche verlangt wie Waffen gefordert? Ungerügt darf Selenskyj verkünden, dass man erst verhandeln will, wenn Russland das ganze ukrainische Territorium, auch die Krim, räumt
Wir leben in der engen Atmosphäre des Fokussierens auf die eine Lösung: immer mehr Waffen, immer mehr Gewalt. Keine Gespräche.