Stadt ist Wachstum. Stadt wird verslumt. Die mobile Gesellschaft lässt sich in die Zentren saugen. Die immobilen Reichen errichten höhere Zäune. Stadt wird unbezahlbar. Das Dorf wird zum Folklore-Reservat.
Der Prozess ist schleichend und begann in den 50iger Jahren. Das Dorf wollte kleine Stadt werden oder Idylle bleiben. Beides scheiterte. Aus Bauernhöfen wurden Agrarbetriebe, aus kulturell homogenen Gemeinschaften wurden diversifizierte Schlafservicestätten. Die Jungen versuchten erst gar nicht, hier Zukunft zu finden. Blieben sie wohnen, zerrissen sie ihr Leben in Arbeit, Schlafen, Freizeit – Pendelei als Gestaltungsprinzip.
Trotzdem versuchen viele Dörfer, sich dem demografischen Wandel entgegen zu stellen und Ideen zu entwickeln:
- Tante-Emma-Läden werden wieder belebt und durch Initiativen betrieben.
- Sparkassenbusse steuern in der Pfalz die Flecken an.
- Alltagshilfen ersetzen fehlende Nachbarschaftshilfen.
- Bürgerterminals ersparen den Weg in die Kreisstadt.
- Ärzte bieten Online-Sprechstunden für den ersten Rat an.
- Der abgeschaffte Linienbus wird ersetzt durch koordinierte Mitfahrgelegenheiten.
- Das Kita-Mobil holt die Kinder.
Die Initiativen sind hilflose Versuche, das Unvermeidliche heraus zu zögern oder zu mildern. Unser Leben wird nie mehr ganz, sondern zerrissen in Sphären, unterschiedlichen Orten, Spezialitäten. Wer bin ich? Ich bin schon viele.