Wenn die Woche vorüber ist, Engagements getätigt, alle Einkäufe erledigt, „Wetten, dass“ und Helene Fischer überlebt wurden, der Samstag bewältigt – dann droht die Sonntagsdepression. Alleinlebende fürchten den Sonntag. Er ist der tote Tag der Woche – ohne Struktur, ohne Anlass, ohne Konvention. Wurde er früher gelebt durch Kirchgang, Frühschoppen, Dreigang-Menü und Nachtmittagsspaziergang, so schleppt er sich heute im Schlafanzug mit Zappen, Surfen und Hausarbeit dahin.
Eigentlich ein Festtag, ist er verkommen zum Brückentag in die nächste Arbeitswoche. Eigentlich ein Entspannungstag, ertrinkt er in Langeweile. Eigentlich ein Begegnungstag, erzeugt er Neid auf diejenigen, die nicht allein leben.
Wären wir mutig, würden wir nach anderen Sonntagseinsamen forschen und sie an den eigenen Tisch bitten – oder eine lokale Mitesszentralen gründen.
Das Szenario „Die Miteßzentrale“ entstand Mitte der Neunziger Jahre. Mittlerweile findet man im Netz vergleichbare Initiativen.
Guten Appetit.