Wenig Licht erhellt, viel Licht verdunkelt. Dunkelheit ermöglicht Tiefe, Helligkeit erzeugt Oberfläche. Willkommen im Advent.
Im amerikanischen Bundesstaat Wisconsin wird seit einigen Jahren ein erbitterter Streit um das Firmament geführt. Nachdem zunächst unzählige Laserstrahler aus Diskotheken die Nacht durchkreuzten, begann Coca-Cola mit einer komplexen Apparatur den Himmel zu bestrahlen und sein weltberühmtes Logo über den Horizont zu projizieren.
Es erhob sich nur zaghafter Protest – ausschließlich bei der Landbevölkerung. Der Absatz von Rollläden und anderen Verdunkelungsutensilien nahm sprunghaft zu. Die von Umweltverbänden bemühten Gerichte agierten ratlos: Meere und Ländereien seien aufgeteilt, die Bodenschätze zugewiesen und der Luftraum justiziabel. Die Richter zuckten ratlos die Achseln: Der Himmel scheine unvermessen und folglich frei von Besitzern.
Coca-Cola begann mit seinem neuen Projekt: Rote Flaschen wurden neben das Logo gelasert. Als Google mit helleren Kanonen das Getränke-Logo überstrahlte und lokale Unternehmer mit chinesischen Billigprodukten den Himmel abdeckten, begannen atmosphärische Störungen.
In den Städten regte sich Protest. Mahnwachen mit Kerzen nahmen dramatisch zu und der Umsatz von koffeinhaltigen Kaltgetränken ging zurück. Der Konzern setzte das Projekt „Heaven on earth“ aus.
Inzwischen ist bekannt geworden, dass norwegische Wissenschaftler mit dem Polarlicht experimentieren. Apple investiert mehrere Zehnmillionen in die Unternehmung. Mit einer App soll das Polarlicht gestaltbar werden. „Das ist“, so jubelte Appel-CEO Tim Cook, „die Demokratisierung des Himmels.“
Am Rande ihres Besuches im Max-Planck-Institut Göttingen winkte Angela Merkel ab: „Wir haben kein Polarlicht.“ Lichtverschmutzung sei nicht ihr Thema und die Ökonomie habe nun mal auch eine Schattenseite. Da brauche sie keine Belehrung. Weihnachten gehe schließlich vorüber. Dann werde das ein oder andere Licht eingespart werden.