“Ich erfinde, ich unterstelle, ich probiere aus, denn nichts anderes heißt Erzählen: Ausprobieren, ob es tatsächlich so gewesen sein könnte.
Diese Form des Ausprobierens der Wahrheit ist möglich, weil Autor (und Leser) imstande sind, sich in einen anderen Menschen hineinzuversetzen. Vorausgesetzt, dass sie die Lage, die Situation, die Lebensumstände dieses anderen gut genug kennen.”
So beschreibt der Autor Eugen Ruge im Epilog seines Romans “Metropol” (s.S. 415) das Verhältnis von Narration und Faktizität. Er leitet aus den belegten Tatsachen (hier Rekonstruktionen aus Akten des sowjetischen NKWD) die mögliche Wahrheit des Alltags kommunistischer Emigranten ab.
Eugen Ruge: Metropol – Hamburg 2019 (Rowohlt)